Mühle, Werkstatt, Filmkulisse
Ein typischer Betrieb der Gründerzeit wird zum technischen Denkmal
Die mechanische Werkstätte der Familie Doser entstand als typischer Betrieb der Gründerzeit. Im späten 19. Jahrhundert war die Mechanisierung von Landwirtschaft und Gewerbe noch eng mit der Technik des Mühlenwesens verknüpft. Die weitere Firmengeschichte spiegelt die Entwicklung der Landtechnik, aber auch der wirtschaftlichen Situation im ländlichen Raum Deutschlands wider.
WECHSELVOLLE GESCHICHTE
Im Jahr 1725 wird von Michel Söhle auf dem später Doserschen Anwesen die erste Ölstampfe in Aichstetten eingerichtet. Sein Enkel Conrad Steinhaus erwirbt 1823 das Recht sämtliches Malz für das Brauhaus des Fürsten von Zeil zu brechen. 1863 baut Georg Schneider eine Mahlmühle und später zwei weitere Mahlgänge ein. Schneider verkauft 1886 sein Wohnhaus mit Scheuer, Stallung und angebauter Mühle an Heinrich Doser. Mit dem Einbau einer mechanischen Werkstätte im Jahr darauf legte er den Grundstein für die Firma Doser. Die ehemalige Ölmühle und spätere Werkstatt erfuhr über die Zeit eine wechselvolle Geschichte. Da dieses Gebäude nur ein Anbau zur eigentlichen Werkstatt war, behielt bei Doser stets die Bezeichnung »Mühle« bei. Der im Museum gezeigte Zustand entstand, als Doser nach dem Zweiten Weltkrieg seine Werkstatt vorübergehend in die alte Mühle einbaute. Bis 1953 herrschte hier reger Betrieb, danach wurden die Maschinen nur noch selten benutzt. Ein Glücksfall ist es, dass das Gebäude und die Werkstatteinrichtung die kommenden Jahrzehnte fast unverändert überdauert hat. Als das Gebäude 1988 einer Betriebserweiterung weichen muss, überlässt es Johann Nepomuk Doser samt Einrichtung dem Schwäbischen Bauernhofmuseum Illerbeuren.
DIE WERKSTATT ALS FILMKULISSE
In den 1980er Jahren produzierte die ARD in Zusammenarbeit mit dem französischen Fernsehen eine Dokumentationsserie über die Entstehung des Automobils. Die Produktionsgesellschaft wählte den Landmaschinenbetrieb Doser als Drehort für »Stärker als alle Pferde« aus. In der Werkstatt drehte man Szenen für eine Folge über Nikolaus August Otto (1832 - 1891), der 1876 den ersten Viertakt-Verbrennungsmotor entwickelte. In der ehemaligen Ölmühle fand man mit den alten Transmissionen noch weitgehend den Charakter einer gründerzeitlichen Maschinenwerkstatt vor. Die Dreharbeiten leitete die Ingenieurin Bergith Geyer. Der bekannte Schauspieler Peter Weck führte Regie.
Bilder
Versetzen der Hl. Nepomuk-Statue
Greifschaufel aus eigener Fertigung
Anhänger
Leistungsschau des Gewerbeverein Aichstetten im Jahr 2013
Johann Nepomuk Doser
Das Team von Landtechnik Doser
Stand Juli 2015
Die ehemalige Ölmühle und Dosersche Werkstatt vor dem Abbau durch das Schwäbische Bauernhofmuseum Illerbeuren im Jahr 1987. Die Nepomuk-Kapelle im Bild rechts vorne ließ Johann Nepomuk Doser (I) errichten.
Stammbaum
BENJAMIN JOHANN NEPOMUK DOSER
*1981
Als Sohn von Johann Nepomuk (III) seit 2006 mit im Betrieb. Im Jahr 2008 besteht Benjamin erfolgreich seine Meisterprüfung.
JOHANN NEPOMUK DOSER (III)
* 1955
Johann Nepomuk (III) ist seit 1970 im Betrieb. Seine Meisterprüfung hat er im Jahr 1980 erfolgreich bestanden. Den Betrieb übernahm er 1985 von seinem Vater Joh Nep. (2.).
JOHANN NEPOMUK DOSER (II)
* 1911, † 2007
Wegen des Konkurrenzdrucks zwischen den beiden Doser-Firmen bricht Johann Nepomuk (II) nach dem ersten Jahr die Realschule in Rottweil ab, um seinen Vater bei der Arbeit zu unterstützen. Im Jahr 1937 übernimmt er die Geschäfte. Nach der Lehre im elterlichen Betrieb legt Johann Nepomuk (II) 1939 die Meisterprüfung als Maschinenbauer ab. Noch im selben Jahr wird er zum Militär eingezogen. Ab 1940 arbeitet er im Flugzeugbau bei Dornier in Mansell bei Friedrichshafen, nach Produktionsverlegung 1943 in Bregenz. Nach dem Tod seines Vaters 1942 wird der Betrieb bis zum Ende des Krieges eingestellt. Johann Nepomuk (II) heiratet 1952 Paula Veronika Mayr aus Treherz. Sie haben drei Kinder: Cornelia, Berthold und Johann Nepomuk (III).
HEINRICH DOSER (III)
* 1895, † 1971
Als ältester Sohn von Johann Nepomuk (I) soll Heinrich (III) einmal den Betrieb übernehmen. Heinrich will jedoch seine eigenen Vorstellungen verwirklichen und nicht bis zur Übergabe der Firma warten. So gründet er 1925 eine eigene Sägemühlenproduktion und Landmaschinenhandlung in Aichstetten. Ab diesem Zeitpunkt herrscht eine heftige Konkurrenz zwischen ihm und der Firma des Vaters. Nach dem Tod seines Sohnes (1925 - 1990), der den Betrieb 1971 geerbt hat, wird die Firma 1991 verkauft.
HEINRICH DOSER (II)
*1871, † 1915
Johann Nepomuks (I) Bruder Heinrich(II) arbeitet ebenfalls im Betrieb als Mechaniker und Mühlenbauer. Heinrich stirbt am 19. Oktober 1915 bei einer Karbidgasexplosion während Reparaturarbeiten bei einem Kunden.
JOHANN NEPOMUK DOSER (I)
* 1862, † 1942
Heinrichs Wittwe Rosalia verkauft das Wohnhaus mit eingebauter mechanischer Werkstätte und angebauter Mahl- und Schrotmühle 1891 an ihren ältesten Sohn Johann Nepomuk (I). Er arbeitet als Mechaniker und Mühlenbauer. Die Firma wächst und erlebt vor dem Ersten Weltkrieg ihre Blütezeit. Aus seiner ersten Ehe mit Anna Maria, geb. Dobler, stammen zwei Kinder: Heinrich (III) und Walburga. Vier Kinder gehen aus der zweiten Ehe mit Maria Josefa, geb. Müller, hervor: Maria, Josefine, Cäcilia und Johann Nepomuk (II).
Johann Nepomuk Doser (I) und seine Frau Maria Josefa
HEINRICH DOSER (I)
* 1829, † 1889
Der Mühlenbauer und Sohn eines Mahlknechts Heinrich Doser wird 1829 in Steinbach geboren. Er heiratet 1861 Rosalia Heinrich und kauft eine Schmiede mit Wohnhaus und Stallung im Oberdorf von Aichstetten. 1886 erwirbt er ein Anwesen mit einer Getreide- und Ölmühle und richtet dort eine mechanische Werkstätte ein. Die Söhne Johann Nepomuk (I) und Heinrich (II) arbeiten im Familienbetrieb mit. Am 10. Januar 1889 stirbt Heinrich in Aichstetten.
Warenkatalog der Firma Doser von 1910
Warenkatalog der Firma Doser von 1910
Quelle: Schwäbisches Bauernhofmuseum Illerbeuren
www.bauernhofmuseum.de